zum rostigen Drahtesel

Infotext: Die Fahrradwerkstatt “Zum rostigen Esel” versteht sich als Kollektiv von FahrradmechanikerInnen die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. Das Ziel ist die Instandhaltung, Verbesserung, der direkte Kontakt mit den KundInnen und der Verkauf von Fahrrädern. Der gemeinsam erwirtschaftete Gewinn wird auf alle MitarbeiterInnen gleich aufgeteilt.

Ein Interview mit Max Baur

Was ist der rostige Esel?

Der rostige Esel ist 2015 aus der Linzer Bikekitchen heraus entstanden. Wir organisieren uns als Kollektiv. Das heißt, es gibt keinen Chef und wir entscheiden alles einstimmig. Manchmal teilt jemand die Meinung der anderen nicht, dann trägt man die Entscheidung aufgrund einer klaren Mehrheit mit, obwohl man nicht dafür stimmen würde. Ein Veto kann man auch einlegen, das passiert ab und zu. Wir verteilen das Geld gleich, also hat jede Arbeit den gleichen Wert und der Gewinn wird zu Jahresende durch die Stunden, die gearbeitet worden sind, geteilt.

Wie viel beträgt der Stundenlohn?

18,50 Euro brutto, das ist ganz gut bezahlte Arbeit!

Ist es schwierig, sich auf eine gemeinsame Herangehensweise zu einigen, wenn es keinen Chef gibt?

Unterschiedlich. Aber man spielt sich auf jeden Fall ein mit der Zeit! Die Gruppe lernt sich eh kennen oder kennt sich schon und dann funktioniert das ziemlich gut.

Zahlt sich der Energieaufwand, um sich einig zu werden, also aus bzw. würdest du in einer „konventionellen“ Fahrradwerkstatt auch arbeiten? 

Ich lerne total viel von den anderen. Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass ich immer der „Gscheitere“ bin, ich lass mich auch belehren. Ein Beispiel sind die Scheibenbremsen. In Wien haben wir nie Scheibenbremsen gemacht, weil man braucht Ersatzteile und spezielle Öle. In Linz hätte ich das auch nicht gemacht. Einer von uns wollte das machen und hat sich mit Scheibenbremsen auseinandergesetzt und daraufhin einen Workshop mit uns gemacht. Es war eine gute Entscheidung. Es ist voll aufgegangen, weil auch der Markt in Linz ein anderer ist. In einer „konventionellen“ Werkstatt würde ich heute nicht arbeiten.

Habt ihr eine Aufgabenverteilung oder macht jeder alles?

Wir haben schon eine Aufgabenverteilung, jeder macht ja etwas anderes gerne. Ein Fahrradmechaniker liebt zum Beispiel Restaurierungen von alten Puch Fahrrädern. Der sucht sich dann wirklich das originale Teil für das Rad. Bei der Buchhaltung versuchen wir ein rotierendes Rad aufrecht zu erhalten. Das Ziel dabei ist, dass sich jeder mit der Buchhaltung auskennt.

Woher kommt die Motivation für das Fahrrad? Bist du in das Fahrrad quasi verliebt?

Ja und in die Nähmaschinen. Das ist alles so mechanisch, leicht, effizient und so austauschbar. Das ist bei den Autos nicht so, wenn du einen Fiat hast, dann brauchst du alles von einem Fiat. Einen Vergaser von Toyota kannst du da nicht einbauen. Außerdem ist das Fahrrad das beste Verkehrsmittel in der Stadt.

 

Atmosfair

Im Winter der Kälte entfliegen –
und Teil eines Transformationsprozesses sein
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Die kalte Jahreszeit hat auch schöne Seiten: weiße Landschaften erfreuen das Auge, schneebedeckte Bäume glitzern im Sonnenlicht. Aber das ist nicht immer so, es gibt auch viel zu viele triste und trübe Tage wo die Kälte dir bis unter die Haut kriecht. Wer hätte da nicht den Wunsch nach Sonne, Meer und Palmen? An vielen Orten auf dieser Erde herrscht das ganze Jahr über Sommer. Also: nichts wie weg – wenn da nicht das schlechte Gewissen wäre. Das Flugzeug ist das klimaschädlichste aller Massenverkehrsmittel. Ein Flug von Wien nach Gran Canaria z.B. bläst pro Fluggast ca. eintausendfünfhundert Kilogramm Kohlendioxid in die Atmosphäre.  Dazu kommen noch jede Menge Stickoxide und Rußpartikel. Für manche ein zu schweres Gepäck. Also auf die Sonnenwärme verzichten?
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Diesem Problem hat sich die Klimaschutzorganisation #Atmosfair angenommen. Über ihre Internetplattform www.atmosfair.de kannst du deine Flugemissionen „kompensieren“. Atmosfair berechnet den ökologischen Fußabdruck den du mit deinem Flug hinterlässt und was eine entsprechende Ausgleichsmaßnahme kostet. Für oben genannten Hin- und Rückflug sind das 35,– Euro. Mit diesem Geld fördert Atmosfair Klimaschutzprojekte in ärmeren Ländern (im Senega lz. B. den Ersatz von fossilen Energieträgern durch Solarenergie).  So wirst du Teil eines großen Transformationsprozesses.
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Achtung: Manche Fluglinien bieten beim Buchen ebenfalls die Möglichkeit einer Kompensation an, die jedoch von Umweltschutzorganisationen als „beschönigend“ kritisiert wird.
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Trotz aller Ausgleichsmaßnahmen bleibt es dabei: Vermeiden ist besser als Kompensieren. Und vielleicht trotzdem fürs Klima spenden …
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hs

Wie mehr Gemüse in mein Leben kam

Noch vor gar nicht allzulanger Zeit landeten in meinem Einkaufskorb
hauptsächlich zwei Gemüse: Karotten und Paprika. Ich habe nicht viel
gekocht und wenn, dann gab es Nudeln mit Fertigsugo und
hineingeschnipselten Karotten.

Während des ersten Lockdown
passierte es nun, dass mein Vater krankheitsbedingt eine zeitlang bei
mir und meinem Partner unterschlüpfte und wir uns um sein Wohl
kümmerten. In diesem Zusammenhang standen wir eines Tages in dem kleinen
Behandlungszimmer eines TCM-Mediziners. Mit Pulsdiagnostik wurde hier
festgestellt, was mein Vater in der nächsten Zeit essen sollte und was
nicht.

Eine sehr strenge Diät!

Es wurde verordnet,
fünfzehn verschiedene Gemüse pro Tag zu essen. Ich glaubte, mich verhört
zu haben! Gibt es überhaupt so viele verschiedene? Und die #Gemüse sollten beim Kochen keinesfalls vermischt werden!

Wir stellten uns mutig dieser Herausforderung und brachten unseren
wunderschönen, kreisrunden und kaum benutzten Dampfgarer aus den Tiefen
unserer Topflade zum Vorschein. In ihm ordneten wir eine Auswahl aus
Sellerie, Kohlrabi, Brokkoli, Karotten, Peterwurzen, Pastinaken,
Karfiol, Zucchini, Aubergine, Staudensellerie, Kartoffeln,
Süßkartoffeln, Kürbis, Grünkohl und Paprika nach Belieben an.

Mein Vater machte mit dieser Gemüse-Diät beste Fortschritte und konnte sehr bald wieder in seinem eigenen Reich walten und kochen. Wir jedoch
behielten unseren Dampfgarer in Reichweite und erfreuen uns seither
mehrmals pro Woche an unserem leckeren Gemüse-Essen!

Zuweilen braten wir zusätzlich Natur-Tofu aus dem Asia-Laden gemeinsam mit
Paprika in der Pfanne an und gießen mit Sojasauce auf. Wir sind immer
wieder überrascht wie abwechslungsreich, schmackhaft und leicht
zubereitbar die Gemüse-Küche doch sein kann. Und gesund ist es auch
noch. Hmmm…..

Ewi

Die Kraft von Yoga

Aufgrund einer Verletzung am Kreuzbein und einer Skoliose war ich oft von Rückenschmerzen geplagt.
In der Hoffnung auf Heilung begann meine Yogareise. Anfangs probierte ich klassische Yoga-Arten aus bis ich im Zuge eines Aufenthaltes in Ecuador Kundalini Yoga entdeckte. Die Yogis dieser Yoga-Art sagen du bist auf der Welt um glücklich zu sein. Es ist dein Geburtsrecht. Diese lebensbejahende Einstellung, genauso wie die Übungen, Mantren und Meditationen haben mich so inspiriert, dass ich Kundalini Yogalehrerin wurde.
Yoga kann alles. <3
Es bringt mich an meine Grenzen und weckt mich auf, wenn ich faul bin und in meiner Komfortzone versinke, es heitert mich auf und schenkt mir Hoffnung, wenn ich traurig bin und es bringt mich in die Liebe und das Mitgefühl, wenn ich verschlossen bin. Wenn ich Inspiration brauche lese ich in der Yogaphilosophie und wenn ich in zwischenmenschliche Probleme gerate erinnere ich mich an das “innehalten” und tiefe atmen.
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Letztlich hat jede Yogaart auf gewisse Weise dasselbe Ziel. Yoga ist ein Weg, auf dem es darum geht dein Inneres kennenzulernen, die Balance in dir zu finden und dich so anzunehmen, wie du bist. Du erweiterst dein Bewusstsein durch die Praxis und tust du deinem gesamten Körper eine Menge Gutes. Konkurrenzdenken, Wettkampf, möglichst schnell Handstand und Krähe zu können – das alles ist nicht Yoga!
Für mich ist es vor allem: nicht vor meinen Gefühlen wegzulaufen sondern sie eben zu fühlen.
Übrigens: Meine Rückenprobleme existieren auch nicht mehr seitdem ich regelmäßig praktiziere.
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Meine Hoffnung ist, dass Yoga an Schulen, Pflegeheimen und Arbeitsorten als Selbst- und Gruppenfürsorge genutzt werden kann. Durch das Mitgefühl für dich selbst hast du dann auch mehr für die anderen und das brauchen wir definitiv in der Welt.
Ich bin so dankbar, dass immer mehr Menschen das Geschenk Yogas erkennen und nutzen.
Hast du Yoga schon mal probiert? Was war deine Erfahrung?
Berichte uns davon. 🙂
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Bis bald!
Lilith

Bruttoinlandsglück

“Es misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht.”
– Robert F. Kennedy ,- 18. März 1968

Oft wird unsere derzeitige Art zu leben und zu wirtschaften als „alternativlos“ propagiert. Doch ist dies wirklich so?

Der BIP soll überaus nützlich sein. Nun ja, zumindest aus der Perspektive der Kriegswirtschaft. Als ihn sein Erfinder Simon Smith Kuznets kritisierte und als scientifically unsound bezeichnete, wollte er wohl diesen Blickwinkel nicht einnehmen. Präsident Roosevelt hingegen, und viele nach ihm (um nicht zu sagen ALLES was folgte), konnte diese Kenngröße durchaus als kriegslogistisches Werkzeug gebrauchen. Zum Dank bekam Kuznets 1971 von der schwedischen Reichsbank den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen.

Eine positive Alternative dazu wäre zum Beispiel die in Bhutan gängige Bewertung der Gross National Happiness – also des Bruttonationalglücks.
Hier wird anhand von neun Gebieten mit vielen einzelnen Faktoren versucht das Lebensglück der Bürger zu bewerten und anhand der Daten mögliche Handlungsfelder ausfindig zu machen.

Psychisches Wohlbefinden, Gesundheit, Zeitnutzung, Bildung, kulturelle Vielfalt und Resilienz, gute Regierungsführung, Lebendigkeit der Gemeinschaft, ökologische Vielfalt und Resilienz sowie der Lebensstandard (hier kommt zB ein Pro-Kopf-Einkommen und angespartes Kapital vor).
Ob es genau jene Faktoren und diese Gewichtung sein muss sei dahingestellt, es ist jedoch bezeichnend, wenn ein Land von einem Monarchen geführt wird, der sich selbst abschaffen will und auf die Frage wie sich denn das Bruttosozialprodukt entwickle antwortet, dass das Bruttonationalglück wichtiger sei als das Bruttosozialprodukt. Bereits aus 1729 wird in Bhutan ein Zitat überliefert. „Wenn eine Regierung kein Glück für ihr Volk schaffen kann, dann gibt es keinen Grund für die Existenz dieser Regierung.“

Alternativen sind nicht nur denkbar, sondern bereits rund um uns zu finden – es fehlt nur der politische Wille und der wiederrum liegt bei jeder und jedem Einzelnen von uns.
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dein heutiger Autor mit Perspektive
Manuel Keusch